Wenn du auf meine-bandscheibe.de gelandet bist, weil du nach Informationen zu einem Bandscheibenvorfall gesucht hast, wirst du dich sicher fragen, warum hier jetzt die Rede vom Ischias und vom Piriformis ist. Vielleicht weißt du noch nicht einmal so recht, was der Piriformis überhaupt ist.Auf dieser Seite möchte ich dir meine Erfahrungen schildern, die ich im Laufe der Therapie meines Bandscheibenvorfalls mit dem Ischias und dem Piriformis gemacht habe. Denn auch ich glaubte eine Zeit lang, am Piriformis Syndrom zu leiden. Dass ich aber einen Bandscheibenvorfall hatte, der gleichermaßen Probleme mit dem Piriformis verursachte, lernte ich erst später.
Mir waren die Zusammenhänge zwischen meinem Bandscheibenvorfall, meinem Ischias-Nerv und meinem Piriformis nämlich lange Zeit nicht klar. Um dir das zu erklären, muss ich etwas ausholen. Dabei möchte ich jedoch nicht meine ganze Krankengeschichte wiederholen. Diese kannst du in meinem Erfahrungsbericht nachlesen.
Was ein Bandscheibenvorfall ist und welche Symptome er verursacht, habe ich hier beschrieben. Bevor ich nun erkläre, welche Rolle der Ischias und der Piriformis bei meinem Genesungsprozess gespielt haben und immer noch spielen, möchte ich kurz einige Grundlagen klären.
Inhalt
Der Ischias-Nerv und Ischialgie
Der Ischiasnerv ist der stärkste Nerv des Körpers. Wer schon einmal ernsthafte Probleme mit ihm hatte, wird das unterschreiben. Seinen Ursprung hat er in den letzten lumbalen und den ersten drei sakralen Teilen des Rückenmarks (Lendenwirbel L4– Sakralwirbel S3).
Eine Neuralgie bezeichnet den Schmerz im Versorgungsgebiet eines Nervs. Tritt der Schmerz im Bereich des Ischias auf, wird dieser meist kurz als Ischias (eigentlich müsste man von Ischialgie sprechen) bezeichnet. Dabei tritt bei Dehnung des Nervs (gestrecktes Knie, gebeugte Hüfte) der charakteristische Ischias-Schmerz auf.
Diesen Ischias-Schmerz kann man durch den sog. Lasègue-Test provozieren, den ich auch schon einige Male erleben durfte. Dabei liegt man auf dem Rücken, die Beine sind gestreckt und die Füße in neutraler Stellung. Der Arzt oder Therapeut hebt dann das Bein einer Seite in dieser Position nach oben, ohne dass man selbst diese Bewegung unterstützt (passives Anheben). Je nachdem, ab welchem Winkel der Schmerz einsetzt, kann der Therapeut erkennen, wie stark der Ischias gereizt ist.
Zurückzuführen sind die Schmerzen bei einer Ischialgie auf die Reizung oder die Schädigung der Fasern des Ischias-Nervs. Neben Schmerzen und Missempfindungen können im Zuge einer Ischialgie zusätzlich auch Sensibilitätsstörungen und Muskelschwächen (z.B. Fußheberschwäche) auftreten.
In den meisten Fällen haben die Beschwerden ihren Ursprung in dem Druck auf die Nervenwurzeln der aus der Wirbelsäule austretenden Spinalnerven. Häufig ist dabei nur eine Seite betroffen. Oft ist dies einer der unteren lumbalen Spinalnerven im Bereich des Wirbels L5 oder ein oberer sakraler Spinalnerv im Bereich des Wirbels S1.
Ursache für die Reizung oder den Druck auf die Spinalnerven sind häufig Bandscheibenvorfälle. Auch ich hatte mit einer akuten Ischialgie infolge meines seqiestierten Bandscheibenvorfalls im Bereich L5/S1 zu kämpfen.
Was aber darüber hinaus äußerst interessant ist: Eine Ischialgie kann auch auftreten, wenn der Ischiasnerv auf der Strecke seines Verlaufs (etwa durch Druck oder Entzündung) gereizt oder geschädigt wird.
Und hier ist der Verlauf des Ischias sehr aufschlussreich. Er muss nämlich durch eine Lücke zwischen Becken und Piriformis-Muskel (Foramen infrapiriforme) hindurch und liegt dor äußerst ungünstig. Verspannt nämlich der Piriformis-Muskel, kann der Ischias genau in diesem Engpass gedrückt werden und dann Beschwerden verursachen. Man spricht dann vom sog. Piriformis-Syndrom, das häufig mit Bandscheibenvorfällen verwechselt wird.
Der Piriformis-Muskel
Der Piriformis ist ein flacher, birnenförmiger Muskel, der tief in der Gesäßmuskulatur sitzt. Er verläuft von der Seitenfläche des Kreuzbeins durch das große Sitzbeinloch bis zum Oberschenkelknochen.
Er dreht den Oberschenkel im Stand nach außen, spreizt ihn zur Seite ab (Abduktion) und streckt ihn (Extension) bzw. führt ihn nach hinten (Retroversion).
Piriformis Syndrom oder BandscheibenvorfallMeine Erfahrungen mit dem Ischias und dem Piriformis
In der Anfangsphase meines Bandscheibenvorfalls war ich zunächst davon überzeugt erzeugt, ich müsse an dem Piriformis-Syndrom leiden. Das glaubte ich rückblickend allerdings nur, weil ich den Bandscheibenvorfall einfach kategorisch ausschloss. Ich war der Meinung, dass ich keinen Bandscheibenvorfall haben könne. Ich war ja schließlich jung, sportlich und dünn. Ich lag leider falsch. Meine starken Symptome zusammen mit meinen MRT-Bildern ließen keinen anderen Schluss zu.
Tatsächlich werden das Piriformis-Syndrom und Bandscheibenvorfälle jedoch ziemlich häufig verwechselt. Ich habe dazu keine Evidenz, aber viele Erfahrungsberichte dazu im Internet gefunden. Warum schreibe ich überhaupt darüber? Ich habe ja einen zweifelsfrei diagnostizierten Bandscheibenvorfall. Das möchte ich erklären.
Während der Akutphase meines Bandscheibenvorfalls litt ich unter höllisch starken Schmerzen. Ich entschied mich gegen den ärztlichen Rat gegen eine Operation und startete einen konservativen Therapieversuch, der bis heute tatsächlich von Erfolg gekrönt ist. Im Verlauf dieser Therapie bekam ich sog. CT-PRT. Das sind CT-gesteuerte Spritzen, mit denen Lokalanästhetikum und/oder Cortison direkt an die betroffene Nervenwurzel gespritzt wird. Damit konnte ich gute Erfolge erzielen.
Nachdem der schlimmste Schmerz abgeklungen war, hatte ich aber immernoch große Probleme mit meinem Ischias. Zusammen mit meinen Therapeuten hatten wir bald den Übeltäter gefunden. Es stellte sich nämlich heraus, dass sich meine Gesäßmuskulatur infolge des Bandscheibenvorfalls extrem verspannt hatte. Das passiert häufig als sog. Abwehrspannung, um die verletzte Wirbelsäule zu schützen, führt aber nicht selten zu neuen Problemen und Schmerzen, die unter Umständen genauso stark sein können wie die, die der Bandscheibenvorfall verursacht hat.
Besserung dieser starken Verspannungen konnte ich mithilfe der Triggerpunktbehandlung erreichen. Triggerpunkte sind vereinfacht gesagt verhärtete Bereiche innerhalb eines Muskelfaserbündels, die zu Symptomen direkt im Bereich der Verhärtung aber auch an anderer Stelle im Körper führen können. Bei der Triggerpunktbehandlung werden diese Nereiche entweder manuell oder mit Hilfsmitteln gezielt gedrückt und betroffene Muskeln zusätzlich mobilisiert. Wie das genau funktioniert und welche Erfahrungen ich damit gemacht habe, erkläre ich im Abschnitt Was mir geholfen hat.
Meine Erfahrungen haben mir gezeigt, dass es nicht nur entweder Bandscheibenvorfall oder Piriformis-Syndrom gibt. Bei mir spielte beides eine Rolle. Der Bandscheibenvorfall hat zu Abwehrspannungen in meiner Gesäßmuskulatur geführt und mein Piriformis hat sich extrem verspannt. Es brauchte Wochen, um ihn wieder zu lockern. Dabei hat mir die Triggerpunktbehandlung sehr geholfen.
Warum es für mich wichtig war, auch ein bisschen über den Tellerrand zu gucken und mich nicht nur auf den Piriformis zu fokussieren, erkläre ich im nächsten Abschnitt.
Vorsicht: Keine Fokussierung auf nur einen Muskel
Mithilfe der Triggerpunktbehandlung konnte ich gute Erfolge erzielen und mein Piriformis gab nach einiger Zeit nach und der Schmerz wurde weniger. Dennoch passierte es innerhalb des ersten Jahres nach meinem Bandscheibenvorfall regelmäßig, dass ich mit erneuten Problemen zu kämpfen hatte. Immer wieder verspannte der Piriformis oder ich hatte Blockaden in meinem Iliosakralgelenk. In der Zwischenzeit hatte ich mich belesen und viel ausprobiert und hatte ein gutes Repertoire an Mobility-Übungen aufgebaut, um mir in diesen Fällen selbst zu helfen. Es blieb aber die Frage: Warum passiert das immer wieder?
Ein wichtiger Impuls kam von meinem Osteopathen. In der Osteopathie vertritt man einen ganzheitlichen Ansatz, d.h. Probleme werden nicht nur an der Stelle der Symptome (wie bei mir z.B. der Piriformis-Muskel) behandelt, sondern immer auch die Frage gestellt, welchen Einfluss das Gesamtsystem Körper auf das auftretende Symptom hat. Mein Osteopath stellte bei mir in der ersten Untersuchung sofort fest, dass ich tendenziell einen Knick-Senk-Spreizfuß, also einen klassischen Plattfuß auf der linken Seite habe. Durch das schwach ausgebildete Fußgewölbe in meinem linken Fuß ist mein linkes Bein also etwas kürzer und mein Becken kippt zur linken Seite.
Als Hypothese formulierten wir, dass diese Fußfehlstellung wahrscheinlich ihren Teil zu den Muskelverspannungen beiträgt und somit als Teil des Ganzen mit behandelt werden muss. Ich bekam also zusätzlich zu meinen Übungen noch mehr Hausaufgaben und sollte fortan mein Fußgewölbe trainieren. Mein Trainingsplan sah wie folgt aus: Bei jedem Zähneputzen auf den Zehenspitzen stehen und den dicken Zeh in den Boden drücken.
Für die Thematik sensibilisiert informierte ich mich weiter. Schnell landete ich bei dem Thema Fußgesundheit und Barfußlaufen. Ich hatte schon einmal mit Barfußschuhen geliebäugelt, war das Thema aber dann doch nicht angegangen. Wahrscheinlich aus Bequemlichkeit. Da es um meine Füße scheinbar nicht so gut stand, entschloss ich mich kurzerhand auf Barfußschuhe umzustellen. Ich besprach dieses Vorhaben mit meinem Osteopathen. Er hielt es für eine gute Idee, bremste mich allerdings etwas und wir entwickelten gemeinsam einen Plan, wie ich innerhalb eines halben Jahres von meinen normalen auf Barfußschuhe umsteigen könnte. Ich widme dem Thema Barfußlaufen eine eigene Seite auf meine-bandscheibe.de, weil ich der Meinung bin, dass es mir sehr hilft und es eine wunderbare Möglichkeit ist, ohne großen Aufwand viel Gutes für seine Füße zu tun. Und wer jetzt an Vibram Five Fingers denkt, den kann ich beruhigen: Es gibt mittlerweile eine große Auswahl an wirklich schönen und coolen Barfußschuhen.
Wie kam ich jetzt vom Piriformis zum Thema Barfußlaufen? Wie ich oben erwähnt habe, hatte ich immer wieder mit einem verspannten Piriformis und entsprechenden Schmerzen zu kämpfen. Die Behandlung des Piriformis konnte mir zwar immer weiterhelfen. Die Symptome verschwanden aber nicht ganz. Durch das Training meines Fußgewölbes durch Übungen und die Barfußschuhe konnte ich die Ausprägung meines Fußgewölbe deutlich verbessern, sodass die Fehlstellung meiner Hüfte nicht mehr so ausgeprägt ist und es seltener zu Verspannungen kommt. Ich werte das als großen Erfolg in meinem Genesungsprozess und möchte jedem ans Herz legen, auch mal ein wenig über den Tellerrand zu schauen und sich nicht nur auf die vordergründigen Symptome zu versteifen.